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Mittwoch, 5. April 2006
Bühne frei für die Bewohner des Alterszentrums «Im Grampen»
Senioren spielen ihr eigenes Theater
Bülach — Debut der Seniorinnen und Senioren im «Grampentheater»: Gespickt mit viel Humor und
Elementen aus dem Leben der Mitwirkenden ging am Freitag ein Theaterstück von einigem Seltenheitswert
über die Bühne.
Am Geburtstagstisch von «Schaggi»: Von links: «Kate» (Margaretha Frei), «Schaggi» (Jakob Jucker), «Meieli» (Marcella Jucker),
«Moira» (Margrit Busenhart) und «Lucretia» (Alfonsina Gfrerer). (Bild: sa)
von Sabrina Arcon
Das «Grampentheater» feierte Premiere. «Alles kommt auf den Tisch», das Erststück auf der «Kleinbühne mit eigenem Alterszentrum» stellt die
tragikomische Geburtstagsfeier von «Schaggi», einem Mann im Pensionsalter, dar. Gattin «Meieli» organisiert für ihn ein Essen, Gäste werden
eingeladen. Auf den Tisch kommen nicht nur Suppe und Wein, sondern auch die nackte Wahrheit. In der Runde packen die Feiernden ihre Geschichten aus,
die oftmals zum Staunen sind. Gespielt werden die Rollen allesamt von Seniorinnen und Senioren aus dem «Grampen» mit einer Ausnahme:
Der Schwiegersohn unter den Gästen wird von Zentrumsleiter Christoph Elmer gespielt. Die Motive im Stück drehen sich um die Freuden, Träume,
Laster und Leiden älterer Menschen.
«Im Alter noch eine Aufgabe zu haben, das ist die beste Medizin», heisst es einmal im Stück.
Exakt dies ist auch Teil des Konzepts von Regisseurin Barb Streuli. «Theater zu spielen ist eine sehr gute Möglichkeit, die Hirnaktivität aufrechtzuerhalten.»
Ausserdem trügen die älteren Menschen einen Rucksack voller Erfahrungen mit sich, der genutzt werden könne. Die Erfahrungen können die
Schauspielerinnen und Schauspieler auch im Stück miteinfliessen lassen, indem sie teilweise ihre eigenen Geschichten erzählen. Sie haben auf der Bühne
die Möglichkeit, nahezu frei zu reden. Nur der letzte Satz muss laut Regisseurin Streuli jeweils auswendig gesprochen sein, «damit die Einsätze nicht
verpasst werden».
Die Proben dauerten ein halbes Jahr. Diese Zeit sei sehr wertvoll für die Schauspieler gewesen, betont Christoph Elmer. Einerseits sei eine Gemeinschaft
entstanden, andererseits hätten auf diese Weise Teile der eigenen Biographien verarbeitet werden können. «Wir möchten auf jeden Fall an den Theater-
produktionen dran bleiben.» Für die nächste Aufführung schwebt ihm die Idee eines Zusammenspiels der Generationen vor. Dazu wolle man Leute von
aussen hinzuholen